Schlaflos am Flughafen

Sonderfrachtflug bringt Corona-Schutzartikel nach Deutschland

Nachts auf dem Rollfeld: Marko Laudan, ETS Transport & Logistics GmbH (2. v.l.), Anja Mercker, Einkauf und Logistik des ETS-Kunden (rechts) und eine Mitarbeiterin des Bremen Airports (ganz links). Bild © Nicolas Scheidtweiler

Es ist ein kalter Freitag im Januar 2021, kurz nach Mitternacht. Auf dem windigen und beinahe menschenverlassenen Rollfeld des Bremer Flughafens stehen der Logistiker Marko Laudan von ETS und seine Kundin, die Einkäuferin Anja Mercker aus Hamburg, zusammen mit einer Flughafen-Mitarbeiterin. Beide erwarten aufgeregt die Landung eines Airbus A 330 der spanischen Fluggesellschaft Wamos Air. An Bord der Frachtmaschine: dringend benötigte Corona-Schutzausrüstung für Deutschland. Die Pandemieartikel werden heute Nacht in einem über 8.600 km langen Direktflug aus der chinesischen 10-Millionen-Metropole Hangzhou nach Bremen gebracht. Laudan und Mercker wollen sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, das Flugzeug und seine Ladung persönlich zu begrüßen.

Die Landung der vollständig gecharterten Maschine in Bremen ist ein ganz besonderes Erlebnis für beide Logistiker. Seit Beginn der Corona-Pandemie werden regelmäßig große Mengen Schutzartikel aus China nach Deutschland geflogen. Dass ein derartig großes Frachtflugzeug in Bremen landet, ist aber die absolute Ausnahme. Zudem ist gerade bei Waren aus dem Gesundheitsbereich der chinesische Zoll erfahrungsgemäß sehr streng. Die Logistiker von ETS kümmern sich daher mit einem Partnerbüro vor Ort in Hangzhou um einen guten Kontakt zu den lokalen Behörden. ETS Luftfrachtleiter Laudan berichtet: „Ein vollständig gechartertes Flugzeug im Direktflug aus China gehört für uns nicht zum Tagesgeschäft. Die Größenordnung ist für eine mittelständische Spedition wie ETS einfach sehr selten. Umso mehr sind wir stolz, dass wir dieses Flugzeug hierhergebracht haben.“ Um 1:22 Uhr landet das Flugzeug schließlich sicher auf dem Flughafen Bremen, der für diesen Flug eine außerplanmäßige Nachtflug-Genehmigung bei den Behörden eingeholt hat.

Wir machen den Weg frei

„ETS hat für uns möglich gemacht, was andere nicht hinbekommen haben“ berichtet Laudans Kundin Anja Mercker. Sie ist als Einkäuferin und Logistikerin bei Deutschlands führendem Anbieter von individuellen Maskottchen tätig. „Als Einkäuferin erwarte ich von meinem Spediteur alles aus einer Hand. Eigentlich will ich nur zwei Informationen weitergeben: dort abholen, dort hinbringen“, ergänzt Mercker lachend. „Der chinesische Export-Zoll ist für uns eine dauerhafte Herausforderung. Hier hat uns ETS mit immer neuen Ideen und Lösungsvorschlägen unterstützt.“

Die Importware wird direkt auf dem Rollfeld ausgeladen. Bild © Flughafen Bremen

Kaum ist das Flugzeug zum Stehen gekommen, beginnt bereits die Entladung durch das Bodenpersonal der Airport Handling. Vorteil Bremen: am Flughafen gibt es direkt vor der Cargo-Halle eine extra Parkposition für Frachtflugzeuge. Keine drei Stunden später ist der Frachtraum des über 60 Meter langen Fliegers vollständig geleert. Jetzt wartet die Corona-Schutzausrüstung in der Cargo-Halle auf die Morgenschicht der Verpacker. Von 6 Uhr früh bis 13 Uhr palettieren, d.h. stapeln und sichern die Mitarbeiter im Lager die Kartons für den Weitertransport in LKWs. Als die Ware fertig verpackt ist, geht es ganz schnell. Schon nach einer halben Stunde gibt der Zoll in Bremen die Waren frei, und innerhalb von 15 Minuten sind alle Pakete im LKW auf dem Weg zum Empfänger nach Düsseldorf am Rhein. Gegen 20 Uhr am selben Tag haben schließlich alle Paletten ihr Ziel erreicht.

Erfolgsfaktor Kundennähe

Die besondere Nähe zum Kunden, die zum Kern von ETS gehört, hat auch unseren Luftfrachtleiter Laudan nach einer kurzen Nacht gegen Mittag noch einmal zum Bremer Flughafen fahren lassen. Durch ein persönliches Gespräch mit den Beamten des Flughafenzolls konnte er sich überzeugen, dass alles nach Plan läuft. „Das ist ein verdammt gutes Gefühl, die Ergebnisse der eigenen Arbeit sehen und anfassen zu können. Bei uns hat jeder Sachbearbeiter den Überblick über den gesamten Verlauf eines Transportvorgangs, anders als vielleicht bei manchen Großspeditionen“, erläutert Laudan weiter. „Der Kontakt mit extrem vielen Wirtschaftszweigen und die große Bandbreite der Aufgaben lassen unsere Arbeit nie langweilig werden.“

Dieses Frachtdokument ist schon um die halbe Welt gereist. Bild © Nicolas Scheidtweiler

Logistik ist eine Erfolgsgeschichte

Logistik ist eine der wichtigsten Branchen in Deutschland, gerade auch bei uns im Norden. Im drittgrößten Wirtschaftszweig nach der Automobilwirtschaft und dem Handel steckt sehr viel mehr als der Transport von Gütern und Waren. Rund 3,2 Millionen Menschen arbeiten heute in über 60.000 Unternehmen, die ganz überwiegend wie auch ETS mittelständisch geprägt sind. ETS Geschäftsführer Sven E. Schoon ist von Bremen als Logistik-Standort überzeugt: „Als mittelständischer Logistik-Dienstleister begeistern wir unsere Kunden vor allem durch unseren persönlichen Einsatz und kurze Kommunikationswege. Gemeinsam mit dem Bremen Airport und der Bremen Airport Handling demonstrieren wir mit dem heute gelandeten, voll beladenen Airbus 330 beispielhaft die Leistungsfähigkeit Bremens als Logistikstandort in der Luftfracht.“